Mehrwert statt Hype – Wie KI und Digitalisierung die Pflege verändern
Die Pflegebranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bieten enorme Chancen – doch sie entfalten nur dann ihren Nutzen, wenn sie praxisnah eingesetzt werden. Beim bpa-Fachtag 2025 in Berlin wurde genau das sichtbar: Technologien, die den Pflegealltag tatsächlich entlasten können.
Digitale Lösungen aus der Praxis
Unter dem Motto „Mehrwert statt Hype“ präsentierte der Fachtag konkrete Anwendungen aus Pflegeeinrichtungen, die zeigen, wie digitale Innovation im Alltag funktioniert.
Ein Beispiel war die automatisierte Sprachdokumentation, vorgestellt von Prof. Denny Paulicke. Pflegekräfte dokumentieren per Spracheingabe, die Software wandelt das Gesprochene in strukturierte Texte um. Das spart Zeit und reduziert den administrativen Aufwand erheblich – bei gleichzeitig höherer Dokumentationsqualität.
Dr. Nils Müller stellte KI-basierte Tools zur Wundvermessung und Tourenplanung vor. Im ambulanten Bereich ermöglichen diese Systeme eine effizientere Einsatzplanung, die sich dynamisch an veränderte Bedingungen anpasst. Dienste berichten bereits von spürbaren Zeiteinsparungen und einer besseren Auslastung ihrer Ressourcen.
Auch das Thema Telepflege wurde diskutiert. Melanie Philip und Gunnar Sander zeigten, wie digitale Betreuung per Video vor allem in ländlichen Regionen neue Möglichkeiten schafft – etwa bei Kontrollbesuchen oder der Kommunikation mit Angehörigen. Das schafft Erreichbarkeit, wo zuvor Versorgungslücken waren.
Chancen für Pflegeeinrichtungen
Richtig eingesetzt, verbessern digitale Werkzeuge nicht nur Prozesse, sondern auch die Versorgungsqualität. Automatisierung entlastet das Personal, KI unterstützt bei Entscheidungen, und digitale Kommunikation fördert den Austausch zwischen allen Beteiligten. Die Pflege wird dadurch nicht unpersönlicher – im Gegenteil: Sie gewinnt Raum für das Wesentliche.
Herausforderungen bleiben
Trotz aller Potenziale bleibt die Umsetzung anspruchsvoll. In vielen Einrichtungen fehlt es an Schulungen, Akzeptanz oder Ressourcen. Pflegekräfte müssen mitgenommen werden, damit neue Systeme nicht als Belastung, sondern als Hilfe wahrgenommen werden. Gleichzeitig ist die Finanzierung digitaler Projekte, gerade für kleinere Träger, oft schwierig.
Fazit: Digitalisierung mit Augenmaß
Der bpa-Fachtag 2025 hat gezeigt: Digitale Lösungen in der Pflege sind kein Zukunftsthema mehr. Wer sie gezielt einsetzt, kann Prozesse verbessern, Mitarbeitende entlasten und Versorgung sichern – auch unter schwierigen Rahmenbedingungen. Entscheidend ist, dass Digitalisierung nicht zum Selbstzweck wird, sondern echten Mehrwert schafft.